Sa-Uni SoSe24 (01) Leonhard

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Medienaktionen
  • hochgeladen 24. April 2024

Prof. Dr. Jörn Leonhard (Historisches Seminar, Universität Freiburg)
Aufbrüche und Umbrüche: Etappen der Demokratiegeschichte im langen 19. Jahrhundert

Über den Zeitpunkt, wann eine Demokratiegeschichte einzusetzen hat, lässt sich streiten – nicht aber über die Tatsache, dass mit der globalen Revolutionsepoche seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in Nordamerika und Europa politische und soziale Umbrüche verknüpft waren, welche die Geschichte der Demokratie tiefgreifend prägten. Der Vortrag beleuchtet vor diesem Hintergrund Krisenerfahrungen, Konfliktkonstellationen und Entwicklungsschwellen in der Geschichte von Demokratie und Demokratisierung im langen 19. Jahrhundert. Sie reichen von der „Sattelzeit“ der Revolutionen und Konterrevolutionen seit den 1770er Jahren, den „Kettenrevolutionen“ von 1830 und 1848/49 über die Bildung neuer Nationalstaaten im Zeichen erweiterter politischer und sozialer Teilhabe und die Auseinandersetzungen über das Ausmaß der Demokratisierung um 1900 bis zum Ersten Weltkrieg. Er endete nach 1918 unter dem Eindruck millionenfacher Opfer in vielen Gesellschaften im formalen Durchbruch zur Massendemokratie, die aber bereits nach wenigen Jahren vielerorts unter Druck geriet. Um 1930 schien zumindest das Ordnungsmodell der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie angesichts der ideologischen Gegenentwürfe der Sowjetunion und der unterschiedlichen Varianten des Faschismus in eine Existenzkrise geraten, die viele Zeitgenossen an einer Zukunft der Demokratie zweifeln ließ. Der Vortrag stellt daher in einem Ausblick die Frage, welche längerfristigen Entwicklungsmuster des langen 19. Jahrhunderts wir kennen sollten, um die globalen Krisen der Demokratie in den 1920er und 1930er Jahren angemessen zu erklären. Damit kommen aus historischer Perspektive auch Krisenfaktoren oder Stabilisierungsmomente in den Blick, die uns Orientierung in der Demokratiekrise der Gegenwart vermitteln könnten.

Referent/in:

Prof. Dr. Jörn Leonhard (Historisches Seminar, Universität Freiburg)


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