Freiburger Vorträge zur Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie_Die Kultur des Denunziatorischen

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  • hochgeladen 5. März 2021

Prof. Dr. Bernhard Schlink (HU Berlin)

Vortrag gehalten am 25.05.2011

Zur Person:
Bernhard Schlink studierte Jura in Heidelberg und Berlin, war als wissenschaftlicher Assistent in Darmstadt, Bielefeld und Freiburg tätig, wurde in Heidelberg mit einer Arbeit zur Abwägung im Verfassungsrecht promoviert und habilitierte sich in Freiburg mit einer Schrift zu Gewaltenteilung in der Verwaltung.

Schlink war als Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an den Universitäten Bonn, Frankfurt und in Berlin tätig. Als Richter am Verfassungsgerichtshof des Landes Nordrhein-Westfalen war er in Münster von 1987 bis 2006 beschäftigt. Darüber hinaus erlangte Schlink auch als Autor von preisgekrönten Romanen (u.a. „Der Vorleser“) internationalen Ruhm. Gegenwärtig beschäftigt er sich insbesondere mit der Verhältnismäßigkeit im Verfassungsvergleich.

Abstract:

Wozu waren und sind Juristen als Wissenschaftler wie als Praktiker moralisch verpflichtet? Nach welchen Kriterien sollen Historiker moralisch urteilen? Welche Berücksichtigung der damaligen Maßstäbe und Möglichkeiten schuldet ein heutiges moralisches Urteil über vergangenes Handeln?

Bernhard Schlink beobachtet in der Rechts-, der Geschichts- und der Literaturwissenschaft einen Hang zur moralischen Bewertung, der denunziatorisch gerät. In seinem Vortrag unterzieht er die moralische Auseinandersetzung mit politischer, Rechts- und Literaturgeschichte einer kritischen Bestandsaufnahme. Anhand konkreter Beispiele zeigt er auf, wie Bewertungen von der Höhe heutiger Moral die in anderer Zeit und anderer Situation handelnden Menschen verfehlen. Er fragt, warum diese „Kultur des Denunziatorischen“ so dominant geworden ist und wohin sie führt.

Hinweis: Der Vortrag beruht auf einem Aufsatz von Prof. Dr. Schlink, der unter demselben Titel in der Zeitschrift "Merkur" im Juni 2011 erschienen ist.

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