Mann 150 SoSe 25 (07) Häfner

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Medienaktionen
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Prof. Dr. Ralph Häfner (Universität Freiburg)
Meerfahrt mit Thomas Mann. Romanform und Lebensform im Dialog mit Nietzsche, Heine, Cervantes

Anlässlich seiner ersten Überfahrt nach den USA hat Thomas Mann 1934 das Reisediarium Meerfahrt mit Don Quijote veröffentlicht. Gegenstand des Vortrags ist eine Reflexion auf Manns Bestimmung des Verhältnisses der im Roman erzählten Wirklichkeit und der Wirklichkeit eines Alltags, der durch den Aufstieg des Nationalsozialismus von totalitären Strukturen auf allen Ebenen des menschlichen Lebens geprägt war. Zu überprüfen ist Manns Lesart des Sittlichen im Werk von Friedrich Nietzsche, das er früh schon mit Heines Situierung des ‚Artisten‘ in der Gesellschaft in Verbindung gebracht hat. Die 1934 wiederholte Lektüre von Cervantes’ Don Quijote begünstigte vor diesem Hintergrund zugleich eine Reflexion auf die Form des Romans in seinem traditionsgeschichtlichen Zusammenhang. Mit dem Erscheinen von James Joyces Ulysses (1922) und André Gides Les faux-monnayeurs (1925), zwei von Thomas Mann hoch geschätzten Romanwerken, sprach er von einer „Krise, in der sich der Roman als Form heute für unser aller Gefühl befindet“. Die Joseph-Tetralogie ist Manns Antwort auf eine Diagnose, die es darauf anlegte, Nietzsche durch Heines Werk hindurch und im Blick auf die epische Verwirklichungstechnik des Cervantes für den Entwurf eines politischen „Humanismus“ zu retten.

Referent/in:

Prof. Dr. Ralph Häfner (Universität Freiburg)